China @ 70 – von der Kolonie zur Weltherrschaft Was können die afrikanischen Länder von China lernen?

Liebe Leser,

die afrikanischen Länder haben viele Gemeinsamkeiten mit der Volksrepublik China. Sie waren irgendwann einmal Kolonien der westlichen Länder, sie litten und leiden durch Bürgerkriege, die Zahl der Bürger in prekärer Armut ist hoch. Aber dort enden auch die Gemeinsamkeiten. Dieses Jahr feiert China das 70 jährige Jubiläum seiner Gründung. China ist innerhalb von 40 Jahren von einem der ärmsten Länder der Welt zur Wirtschaftsmacht und zum Global Player aufgestiegen. Kaum vorstellbar, dass China zum größten Gläubiger der USA geworden ist. Es ist mittlerweile einer der größten Kreditgeber vieler Länder und investiert auf allen Kontinenten. Eine Doku zur Jubiläumsfeier zeigt, wie viele Chinesen vor einer Mao Tsetung-Statue Gelöbnisse für ihr Land sprechen. „Wir werden alles tun, um das Reich nach vorne zu bringen“. Deng Xiaoping hat 1978 die Strategie für die Modernisierung von vier Schlüsselsektoren eingeleitet, die für das langfristige Wirtschaftswachstum wichtig waren: Landwirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Technologie sowie Nationale Verteidigung. Westliche Industrielle wurden eingeladen, Kapital und Technologie nach China zu bringen. Die Nation eröffnete vier Sonderwirtschaftszonen für ausländische Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen. Die schnelle Entwicklung Chinas hat vor allem den Westen überrascht. In den 50er und 60er Jahren lachte auch Deutschland arrogant über Asien, weil dort nur Plastikspielzeuge produziert wurden. Heute können Deutschland und andere europäische Länder mit den innovativen Kräften der Japaner und anderer nicht mehr mithalten. China wurde genauso verhöhnt, etwa als „Fotokopier-Laden der Welt“. Nun jedoch ist China der führende Produktionsstandort der Erde.

Der Westen nutzt oft Wirtschaftssanktionen, um missliebige Länder in die Knie zu zwingen. Dies hat auch der verstorbene ehemalige Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, nach der Durchführung der Landreformen bitter erfahren müssen. Anstatt dass die westliche Presse die Wahrheit darstellte, übernahm sie die Positionen der Politik, nach denen Mugabe sein Land kaputtregiert hat. Jeder wusste aber, dass es die Wirtschaftssanktionen waren, welche die Wirtschaft des Landes zum Erliegen brachten. China hat vergleichsweise geringe Auslandsschulden. Der Westen kann sich mit solcher Methoden nicht mehr durchsetzen. Die chinesische Nation wird ihre Macht hoffentlich nutzen, um die Geopolitik ins Gleichgewicht zu bringen.

Was kann man von China lernen?

Als Erstes müssen die Afrikaner sich wieder auf ihre Wurzeln zurückbesinnen. Viele Länder verfügen über keine klare Lebensphilosophie. Die Menschen möchten wie Europäer leben, aber gleichzeitig Afrikaner sein. Man kopiert alles, was von draußen kommt, von Religion, Schönheitsidealen und anderem. Das kann so nicht funktionieren! Man kann nicht einfach Kultur, Glauben und Lebensart übernehmen, ohne seine eigene Geschichte, Traditionen und das Lebensumfeld zu berücksichtigen. Die Chinesen haben trotz Kolonialismus im Gegensatz zu den Afrikanern ihre Identität, Traditionen und Kulturen behalten. Sie begreifen ihr Reich noch immer als Mittelpunkt der Welt, quasi als Mutter der Zivilisation. In China werden gemeinsame Ziele gesetzt, die die normale Bevölkerung dazu bringen, für das Wohl der Nation und ihrer Mitmenschen Opfer zu bringen. Das wünscht man sich auch von vielen Angehörigen der afrikanischen Eliten, die ihre Länder nur als Milchkuh betrachten. Entwicklung hängt stark vom Zustand des Geistes ab…

Viele Länder Afrikas sind politisch instabil und es fehlt ein attraktives und sicheres Investitionsklima. Die chronische Abhängigkeit vom Mineralienexport ist ein Faktor, der die Nutzung der nachhaltigsten Ressourcen Afrikas untergraben hat. Nun aber kann man von China lernen, wie man die Politik an die örtlichen Gegebenheiten des Landes anpasst statt umgekehrt. China hat den Kampf gegen die Armut gewonnen, weil die Führung die gesamte Nation mobilisierte und mit klaren politischen und wirtschaftlichen Strategien realistische Ziele setzte.

Ich bin der Meinung, dass sich der „Zukunftskontinent Afrika“ in den nächsten 20 Jahren voll entfalten wird, wenn die Afrikaner sich kompetente, ehrliche und patriotischer Führer wählen. Ruanda zeigt bereits, dass es von China lernen kann. Eine Sonderwirtschaftszone ist eingerichtet. Die erste eigene ruandische Smartphone-Fabrik wurde eröffnet. China hat gezeigt, dass extreme Armut (viele Millionen von Chinesen verhungerten in der Vergangenheit) deutlich reduziert werden kann. Warum kann dies nicht auch in Afrika mit seiner jungen Bevölkerung, den reichen Bodenschätzen und äußerst fruchtbarem Land gelingen? Mit guten Regierungen, harter Arbeit, Disziplin und Anti-Korruptions-Maßnahmen werden die Länder ihren eigenen Entwicklungsweg gehen.

Liebe Leser, wie in jedem Heft, finden Sie interessante und wichtige Artikel, die das Alltagsleben und die Heterogenität der afrikanischen Bevölkerung darstellen.

Genießen Sie die Lektüre!

Veye Tatah