Das Jahr 2017 ging mit wenig erfreulichen Nachrichten zu Ende. Das Bekanntwerden der Sklavenmärkte in Libyen hat viele Menschen schockiert, besonders, dass so etwas noch 2017 geschieht. Wenn so etwas öffentlich wird, fängt man an, nach den Schuldigen zu suchen. Sind dies die bösen Männer Libyens, die die armen Afrikaner verkaufen, oder sind es die bösen Eliten in einigen Ländern Afrikas, die ihre Bevölkerung in Armut halten, oder sind es vielleicht die bösen Europäer, die die Flüchtlinge mit allen Mitteln von Europa fernhalten wollen? Oder ist es eventuell die Jugend Afrikas selbst, die noch nicht für Veränderungen bereit ist? Dazu, in ihrem eigenen Land für Ordnung und Fortschritt zu sorgen, anstatt den einfachen Weg zu nehmen, und vor den Problemen und Schwierigkeiten zuhause zu fliehen? Oder sind es einige der Nigerianer, Ghanaer, Guineer, Eritreer oder andere, die ihre eigenen Schwestern und Brüder als Ware verkaufen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Sei es wie es sei, alle diese Akteure sind meiner Meinung nach an den Gräueltaten in Libyen mitschuldig.
Die Unmenschlichkeit, die wir 2017 in vielen Ländern der Welt erlebt haben, seien es die Kriege, die Sklavenhändler oder die Verarmung des eigenen Volkes durch regierende Eliten, muss uns allen Grund zur Sorge geben. Wie hält es jeder von uns tatsächlich mit der Nächstenliebe?
2018 wird hoffentlich ein Jahr für die Jugend Afrikas werden. Afrika ist der Kontinent mit den jüngsten Bevölkerung, wird aber von Greisen mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren regiert. Kein Wunder, dass es in einigen Ländern kaum Fortschritte gibt. Statistisch gesehen ist die Jugend in der Mehrheit. Also, was hält sie davon ab, den Alten die Steuerung ihrer Zukunft aus den Händen zu nehmen? Wäre es nicht sinnvoller, sich zu organisieren anstatt zu flüchten, um eine im Grunde schon lange ersehnte Veränderung in ihrer Heimat voranzubringen? Die einfachen Lösungen sind am Ende nicht immer die Besten. Jeder weiß, dass eine Veränderung der Gesellschaft ein langwieriger Prozess ist, aber die Bevölkerung muss bereit sein, diesen Prozess zum Wohl der Nation gemeinsam anzugehen.
Die Resignation vieler Menschen in einigen afrikanischen Ländern davor, ihre eigenen Probleme selbst zu lösen, ist beachtlich. Auf keinem anderen Kontinent der Welt sind in wenigen Jahren so viele Freikirchen entstanden, deren „Pastoren“, „Bischöfe“ und „Propheten“ Einkommensmillionäre sind. Dass sich viele Afrikaner nicht mehr auf ihre eigene Kraft besinnen, um in Eigeninitiative ihre Lebensperspektive zu verändern, sondern diese Anstrengung in die Hand dieser „Vertreter Gottes“ verlagern, ist einfach nur traurig. Die kapitalistischen Züge dieser Freikirchen sind es, die den Armen das sprichwörtlich letzte Hemd ausziehen.
Den Gläubigen gütig lächelnd in die Augen zu schauen und sie dann knallhart „im Namen Gottes“ um Spenden zu bitten, ja, ihnen zu suggerieren, je mehr Geld fließt, desto schneller werden ihre irdischen Probleme gelöst, ist widerliche Scharlatanerie.
Dass es einige Regierungen ansonsten total egal ist, was mit ihren Bevölkerungen geschieht, ist nicht verwunderlich. Wer sich jede Woche stunden- und sogar tagelang mit Beten beschäftigt, hat keine Zeit, sich um echte Veränderungen im eigenen Lande zu kümmern. Das ist eines der größten Dilemmas Afrikas!
Das Vertrauen auf einfache und schnelle Lösungen hat nirgendwo auf der Welt funktioniert, warum also glauben einige Afrikaner trotzdem an durch Gott speziell auf sie persönlich zugeschnittene Wunder? Ist der Schöpfer etwa ein himmlischer Pizzaservice, der die Bestellung ausliefert?
Ohne eine moralisch-ethische Revolution wird es in absehbarer Zeit also keine echten Veränderungen in einige Ländern nicht geben. Revolutionen müssen nicht immer mit Waffen und Krieg gleichgesetzt werden, sondern ich meine, in vielen Gesellschaften muss es eine mentale Revolution geben. Außerschulische Bildung ist genau so wichtig wie die schulische Bildung. Viele der Eliten, die in vielen Ländern das Sagen haben, sind hochgebildete Akademiker. Aber sie nutzen dieses Wissen nicht zum Wohl ihrer Länder und ihrer Bürger.
Aus diesem Grunde muss sich die Jugend Afrikas organisieren. Es bleibt ihr keine andere Wahl, als ihr eigenes Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Viele wissen überhaupt nicht, was im „Paradies“ Europa wirklich auf sie wartet: In Italien betteln viele Afrikaner auf der Straßen, in Frankreich leben viele als Obdachlose auf der Straße, einige Frauen verdienen Geld als Prostituierte. Ist das etwa das ersehnte Paradies – eine verachtete Existenz im Bodensatz der europäischen Gesellschaften?
Es ist also höchste Zeit, dass die Jugend merkt, dass, egal welche Sprachen sie spricht oder aus welcher Ethnie sie kommt, alle in einem Boot sitzen – nicht nur auf dem Mittelmeer…
Anstatt sich das Leben gegenseitig schwer zu machen, müssen die jungen Leute endlich lernen, gemeinsam füreinander einzustehen, um für eine größere Sache zu kämpfen. Jugend Afrikas, wache auf! Glaube an Dich und nimm Dein Schicksal in Deine eigenen Hände. Eines muss Dir klar sein: Auch positive Veränderungen sind mitunter mit vielen persönlichen Opfern verbunden, aber es gibt keinen anderen Weg zum Glück.
Welches Risiko wollt ihr lieber eingehen? Das Risiko, beim Durchqueren der Sahara zu verdursten, im Mittelmeer zu ertrinken oder vielleicht gar als Sklave in Libyen zu enden? Oder das Risiko, selbst aktiv zu werden und vielleicht zu scheitern, aber doch weiterzuleben? Ungeachtet dessen muss das Recht legal zu reisen oder auszuwandern für Bildungs-, Arbeits- und Geschäfszwecke sowie Urlaubsreisen Jedem zugestanden werden, nicht nur Bürger der westlichen Ländern.
Liebe Leser, wie Sie sehen, beginnt das neue Jahr voller widersprüchlicher Ereignisse. Liberia hat friedlich einen Vertreter der jungen Generation zum Präsidenten gewählt, den Ex-Fußballer und Senator George Weah. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Genießen Sie wie immer die vielfältige Lektüre in diesem Magazin!