Was macht Paul Kagame in Ruanda richtig? Ist Ruanda vielleicht ein Vorbild für ganz Afrika?

Liebe Leser,

das Africa Positive-Team wünscht Ihnen von Herzen alles Gute zum neuen Jahr. Nachdem wir letztes Jahr unser 20jähriges Bestehen gefeiert haben sowie die Eröffnung des neu gegründeten Africa Institute für Media Migration and Development(AIMMAD) begingen, gehen wir nun alle voller Zuversicht in das Jahr 2019 hinein.

In Dezember 2018 besuchte ich Lagos und Abidjan und führte dort diverse Gespräche mit Jugendlichen. Bei diesen Gesprächen wurde deutlich, dass die meisten dieser jungen Menschen die Entwicklung ihrer Länder mit Sorge vor der Zukunft betrachten, jedenfalls, wenn sich nicht drastisch etwas verändern sollte. Zum Beispiel wurde der Wunsch geäußert, dass die Institutionen reformiert werden müßten, um das tagtägliche Überleben der Bevölkerung sicherzustellen. Einige meiner Interviewpartner waren richtig pessimistisch in Hinsicht auf die Entwicklung ihrer Länder. Ihr Tenor lautete: „Es wird sich sowieso nichts ändern.“ Allerdings gab es aber – zugegebenermaßen eine Minderheit -, die sich verhalten optimistisch zeigte: Sie meinte, dass die Veränderungen nur zustande kämen, wenn sich sämtliche Bewohner des Landes dafür einsetzen.

Zum selben Zeitraum brachte Forbes Africa seine Dezember-Ausgabe heraus. Darin wurde Paul Kagame, der Präsident Ruandas, als „2018 African Of The Year“. Die Auszeichnung „African of the Year“ (Afrikaner des Jahres) ist eine der Kategorien bei der Verleihung des achten All Africa Business Leaders Awards (AABLA).

Bei der jährlichen Veranstaltung (dieses Mal wurde sie am 29. November 2018 durchgeführt) werden herausragende Unternehmen und Führungskräfte geehrt, die sich maßgeblich um den Erfolg ihrer Branche und Gemeinschaft verdient gemacht haben. Die Nominierten für die Kategorie „Afrikaner des Jahres“, darunter mehrere afrikanische Staatsmänner, wurden nach folgenden Kriterien beurteilt: internationales Profil, positive Auswirkungen der Amtsführung, die Fähigkeit, gleiches Recht für alle zu gewährleisten. Auch die Kategorien, die Gesellschaft zu entwickeln, sich für die Inklusion einzusetzen, mit Korruption umzugehen und die Gesellschaft zu transformieren gehören dazu. Der ideale Preisträger muß also eine Regierung führen, die sich dabei durchsetzen kann, die Armut zu lindern und somit die wirtschaftliche Entwicklung der Nation zu forcieren. Preiswürdig ist ein afrikanischer Staatslenker, dessen Regierungsstil und dessen Ergebnisse seiner oder ihrer Amtszeit allen ein positives Vorbild ist.

Die Begründung von Forbes Africa für die Wahl Paul Kagames lautete: Der ruandische Präsident und Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU) hat in diesem Jahr die wirtschaftlichen Bedingungen seines Landes verbessert und kontinentalen Handel durchgeführt. Er hat eine Vereinbarung mit Alibaba (Volksrepublik China) für die Verbesserung der Geschäftsabläufe in Ruanda abgeschlossen, wie von der Weltbank bestätigt wurde. Ruanda hat auch einen Dreijahresvertrag als Tourismuspartner des englischen Fußballvereins Arsenal abgeschlossen. Als Zeichen für die wachsende regionale Zusammenarbeit hat Kagame drei Monate nach seinem Amtsantritt über 50 afrikanische Staatschefs zur Unterzeichnung der afrikanischen kontinentalen Freihandelszone der AU eingeladen, für deren Mitglieder dann ein kontinentaler Binnenmarkt geplant ist. Das bedeutet ein BIP von mehr als 3,4 Billionen US-Dollar, von dem dann 1,2 Milliarden Menschen profitieren. Bisher sind 49 Länder an Bord.

Egal, was man vom Regierungsstil Kagames halten mag, er scheint sich wirklich für die Belange seiner Bürger in Ruanda einzusetzen. Auch seine Vision für ein vereintes Afrika ist vorbildlich. In einem Interview mit Forbes Africa sagte er:
„Afrika muss jedoch im Umgang mit kontinentalen Angelegenheiten zusammen arbeiten, denn es gibt mehr Dinge, die Afrikaner gleichermaßen betreffen, als andere. Es gibt auch unterschiedliche Mentalitäten, trotzdem müssen wir einen Weg finden, zum Wohl des Kontinents. Z. B. konnten wir zeigen, dass das Unternehmertum, die Geschäfte und der Handel innerhalb Afrikas tatsächlich zu wichtig sind, als das man sich nur noch auf den Markt außerhalb des Kontinents konzentrieren kann.“

Ruandas Staatschef meinte auch, er wisse aus eigener Erfahrung, dass einige westliche Länder sich mit Ratschlägen aufdrängen, um den Afrikanern zu zeigen (vorzuschreiben?), wie sie ihre Angelegenheiten regeln sollten. Doch diese Haltung bildet nicht die Realität dieser Länder ab. Aus diesem Grund ist die Einsicht wichtig, dass die Regierungen der Länder auch schmerzhafte Entscheidungen treffen müssen, wenn es langfristig dem Wohl ihre Bevölkerung dienen soll. Die Ankündigung Kagames, die Einfuhr von gebrauchter Kleidung nach Ruanda zu verbieten, um im Land selbst Textilien in heimischen Fabriken mit einheimischen Arbeitskräften zu produzieren, sind Anfang des Jahres trotz Vergeltungsmaßnahmen der USA in Kraft getreten. Kagame lässt seinen Worten Taten folgen, das muß man zugeben und ihm auch zugestehen. Die Welt wird nun Zeuge eines „Rwanda First – Africa First“-Bewußtseins. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich auch die Entwicklung der anderen Länder Afrikas daran orientieren wird und entsprechende Ergebnisse zeitigt. Spannend!

Liebe Leser, wie Sie sehen, fing das neue Jahr bereits mit interessanten Ansprüchen in Wort und Tat an. Lassen Sie uns schauen, wie die Länder Afrikas ihre Aufgaben angehen und hoffentlich lösen werden. Die Artikel in diesem Magazin liefern uns einige Einsichten in die Komplexität der Lösungsfindung zu den großen Herausforderungen Afrikas in unserer globalisierten Welt.

Genießen Sie die Lektüre!
Veye Tatah