Liebe Leserinnen und Leser,
es sind nun drei Monate vergangen, seit wir die Januarausgabe veröffentlicht haben. Wie Sie alle wissen, trat Donald Trump im Januar 2025 sein Amt an – und seither hat sich alles verändert. Die Beziehungen vieler Länder zu den USA – sowohl politisch als auch wirtschaftlich – sind ins Wanken geraten. Im Moment kann niemand mit Sicherheit sagen, wie die Reise in die Zukunft mit dem „König“ im Weißen Haus aussehen wird.
Auch die afrikanischen Länder sind in der einen oder anderen Weise betroffen. Trump erließ eine Reihe von Reisebeschränkungen für Bürger aus 43 Ländern weltweit – darunter 22 afrikanische Nationen. Die Pläne zur Zerschlagung von USAID und die Einstellung der Finanzierung zahlreicher Projekte auf der ganzen Welt haben viele Empfänger in Verzweiflung gestürzt – und ihnen damit deutlichst gezeigt, wie abhängig sie von ausländischer Hilfe sind…
Könnte dies eine Chance für die afrikanischen Länder sein, aufzuwachen?
Laut Coface (einem globalen Akteur im Bereich des Kreditrisikomanagements) ist Afrika südlich der Sahara der weltweit zweitgrößte Nutznießer von USAID (nach der Ukraine) und erhielt 2023 40% dessen Budgets. Die Mittel der amerikanischen Agentur sind für die Länder Subsahara-Afrikas in verschiedenen, lebenswichtigen Bereichen bestimmt – mit drei zentralen Prioritäten: humanitäre Hilfe (47%), Gesundheit (38%) und wirtschaftliche Entwicklung (8%).
Als strikte Gegnerin von Entwicklungshilfe für Afrika vertrete ich die Meinung, dass diese Situation vielleicht einen Wandel in der Denkweise afrikanischer Führungspersönlichkeiten herbeiführen könnte. Es kann doch nicht sein, dass unter normalen Umständen jahrzehntelang auf Hilfe vertraut wurde, als wäre es ein festes Einkommen für diese Länder. Obwohl längst bewiesen ist, dass sich in über 60 Jahren Unabhängigkeit kein afrikanisches Land mithilfe von externer Hilfe wirklich entwickelt hat – warum also wird dieser sinnlose Prozess nicht gestoppt? In wessen Interesse fließt die Hilfe tatsächlich weiterhin nach Afrika? Wäre es nicht an der Zeit, sich auf die eigenen Ressourcen zu konzentrieren, um die Abhängigkeit zu verringern und zu zeigen, zu welchen Leistungen man tatsächlich in der Lage ist – wenn man darf?
Bereits im Jahr 2015 warnte der ehemalige kenianische Präsident Uhuru Kenyatta das Panafrikanische Parlament: „Die Zukunft unseres Kontinents darf nicht dem guten Willen äußerer Interessen überlassen werden“, sagte er. „Ausländische Hilfe, die oft mit Bedingungen verbunden ist, die wahren Fortschritt verhindern, kann keine Grundlage für Wohlstand und Freiheit sein. Es ist Zeit, damit Schluss zu machen.“ Heute, zehn Jahre später, betteln viele afrikanische Länder und ihre Anführer immer noch um Hilfe. Denn um Gesundheit, Wohlstand und Fortschritt ihrer Völker ging es ihnen nie. Sonst würde sich die Lage heutzutage nicht so dramatisch darstellen, wie sie ist. Gern stelle ich dieser Situation die Lage von ehemaligen westlichen Stadtstaaten-Kolonien wie Hongkong, Singapur oder den arabischen Staaten gegenüber. Von den demokratischen Defiziten dieser Neureichen einmal ganz abgesehen, sind es doch leuchtende Vorbilder für die afrikanischen Nationen, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht.
An diesem Punkt müssen wir das Nichthandeln der Afrikanischen Union hinterfragen. Was nützt diese Institution, wenn sie keinen Frieden auf dem Kontinent herbeiführen kann – was doch die erste Voraussetzung für Entwicklung ist? Der Krieg im Sudan, die Krise im Südsudan, die Krise in Kamerun, der Krieg und die Ausbeutung der Ressourcen in der DR Kongo, religiöser Terror zum Beispiel in Nigeria usw. – will man uns ernsthaft weismachen, dass die AU nicht in der Lage ist, die Akteure all dieser Krisen an einen Tisch zu bringen, damit sie wie Brüder und Schwestern miteinander sprechen? Die AU – schwach und unwillig, ihre Aufgaben zu erfüllen, so sieht es aus.
Wie kann es sein, dass in Sudan beide Kriegsparteien genug Geld haben, um ein ganzes Land zu zerstören, ihre eigenen Bürger zu töten und Millionen in die Flucht zu treiben – nur um an die Macht zu kommen? Was läuft da in den Köpfen dieser Menschen falsch? Warum fällt es ihnen so schwer, zu verhandeln und sich die Macht zu teilen, um damit ihren Ländern und Völkern zu dienen? Wie groß ist ihre Verachtung gegenüber dem eigenen Volk? In wessen Interesse werden diese Kriege überhaupt geführt? Es ist genug Geld da, um sich gegenseitig umzubringen, aber wenn es darum geht, grundlegende Dienstleistungen für die Bevölkerung bereitzustellen und Infrastruktur aufzubauen, wird im Ausland um Hilfe gebettelt. Also läuft alles wie geplant weiter.
Es wäre gut, wenn auch andere Länder dem Beispiel folgen und aufhören würden, Afrika Hilfe zu leisten. Warum fehlt es in so vielen afrikanischen Ländern am Willen zu friedlicher Verhandlung und Koexistenz?
Wie lange noch wollen sich Afrikaner als Marionetten der Großmächte benutzen lassen? Dies muss ein Weckruf für afrikanische Führungspersönlichkeiten sein, den Fokus endlich auf Frieden im eigenen Land zu legen. Denn ohne Frieden kann es keine echte nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung geben. Andererseits: sollten einige afrikanische Führungspersönlichkeiten tatsächlich aus ihren Krösusfantasien aufwachen und positiv tätig werden wollen, steht uns wahrscheinlich eine erkleckliche Anzahl von „Unfällen“ und neuen Militärputschen ins Haus. Ich erinnere nur noch einmal kurz an Sankara und Lumumba… Und Stand heute wurde bereits 22 Mal ein Anschlag auf Ibrahim Traore in Burkina Faso verübt.
Ist es nicht ein zynischer Treppenwitz der Geschichte, wie unendlich reich an Ressourcen viele dieser Länder sind und trotzdem in vielen davon keine greifbare Entwicklung zu sehen ist? Aber natürlich sind über die Maßen Mittel vorhanden, um Kriege zu führen, statt in die Menschen und die Wirtschaft zu investieren.
Liebe Leserinnen und Leser, meine Hoffnung liegt in der jungen Generation – dass sie Veränderungen anstoßen kann, die zu friedlichem Zusammenleben in vielen Ländern führen.
Viel Freude bei der Lektüre.
Veye Tatah