Ändern Sie Ihre Sicht auf Niger: Reich an Uran und anderen Bodenschätzen, aber mehr als 60 Jahre von außen in Armut gehalten.

Die Mehrheit der Bürger in Niger lebt in Armut, aber niemand sagt, warum das Land trotz so viel natürlichem Reichtum arm geblieben ist. Da ist es wenig überraschend, dass das Militär in den Straßen von Niamey freudig unterstützt wird.

Wann immer etwas Besonderes in einem afrikanischen Land passiert, berichten westliche Medien schnell darüber – wie immer aus ihrer eurozentristischen Perspektive. Die Geschichte über Niger lautet zum Beispiel so: Die Republik Niger hat etwa 25 Millionen Einwohner und ist eines der ärmsten Länder der Welt. Punkt. Es wird jedoch nicht versucht zu erklären, warum ein Land, das so reich an Bodenschätzen ist, eines der ärmsten Länder der Welt bleibt.
Laut POLITICO deckt Niger 15 Prozent des französischen Uranbedarfs und macht ein Fünftel der Uranvorräte der EU aus. Der Staatsstreich in Niger könnte also längerfristig eine Herausforderung für den europäischen Uranbedarf darstellen, zumal Europa versucht, die Abhängigkeit von Russland, einem weiteren Hauptlieferanten von Uran für europäische Kernkraftwerke, zu verringern. Nach Angaben der Versorgungsagentur der Europäischen Atomgemeinschaft war Niger im Jahr 2021 der wichtigste Uranlieferant der EU, gefolgt von Kasachstan und Russland.

Angenommen, die Förderer dieser natürlichen Ressourcen in Niger würden einen fairen Anteil an das Land zahlen, wäre Niger dann immer noch eines der ärmsten Länder der Welt?

Braucht Europa Afrika mehr als Afrika Europa braucht?
Nun, der Westen sagt, Afrika braucht ihn mehr. Wenn das so ist, warum dann die Panik und Fragen wie die von France24: „Bedroht der Putsch in Niger die französischen Atomkraftwerke?“ France 24 weist darauf hin, dass Frankreich dank einer langjährigen auf den ehemaligen Präsidenten Charles de Gaulle zurückgehenden Politik etwa 70 Prozent seines Stroms aus Kernenergie gewinnt. Das ist mehr als in jedem anderen Land. Frankreich ist auch der weltweit größte Nettoexporteur von Kernenergie, der jährlich mehr als drei Milliarden Euro einnimmt. Wie sehr Niger – das trotz enormer Uranvorkommen nach wie vor stark unterentwickelt ist – von seinen Beziehungen zu Frankreich profitiert, ist seit der formellen Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960 ein Streitpunkt. Nach Angaben von France24 haben mehrere nigrische Präsidenten von Orano (ehemals Areva), einem der staatlich kontrollierten französischen Kernbrennstoffhersteller, mehr Sicherheitsgarantien für nigrische Mitarbeiter und höhere Uranpreise gefordert.

ECOWAS und EU wollen Niger von wem oder was „befreien“?
Wenn man sich die Anzahl der Menschen auf den Straßen von Niamey und anderen Städten ansieht, die fröhlich skandieren, dass die Regierung gestürzt wurde, ist es dann nicht richtig, die Frage zu stellen, von wem ECOWAS und die EU Niger befreien wollen? Es ist klar, dass die Menschen in Niger einfach nur einen Wandel wollen. Es ist ihnen offensichtlich egal, wie der Wandel aussehen wird, aber sie wollen definitiv nicht mehr den bisherigen Status quo. Es ist leicht, aus der Ferne und bei einer Tasse Kaffee Menschen zu kritisieren, die darum kämpfen, eine einzige Mahlzeit auf den Tisch zu bringen und ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Glauben manche europäischen Bürogeneräle tatsächlich, sie wüssten besser als diese Menschen, was sie brauchen?
Das bringt uns zum nächsten heißen Thema, der in den letzten 60 Jahren in die afrikanischen Länder geflossenen Entwicklungshilfe. Wie hat sie sich positiv auf das Leben der Menschen ausgewirkt? Ist daraus überhaupt etwas Positives erwachsen? Welche Industrien und Fabriken wurden mit dieser Hilfe in den afrikanischen Nationen aufgebaut, die das Wirtschaftswachstum, den Wohlstand und den Fortschritt in diesen Ländern tatsächlich gefördert haben? Wäre es nicht besser, wenn der Westen faire Preise für die Ressourcen zahlen würde, die er seit der Unabhängigkeit aus Afrika abbaut? Wie wir alle wissen, ist die Hilfe an Bedingungen geknüpft, die für die Empfängerländer keine wirkliche Bedeutung haben können. Würden diese Länder ihr Geld mit dem Verkauf ihrer Ressourcen und Fertigprodukte verdienen, würden sie es nach ihren eigenen Prioritäten und Bedürfnissen investieren. Und hier sehen wir das Grundproblem:

Stellen Sie sich vor, Niger bekäme den richtigen Preis für seine natürlichen Ressourcen – würde dies nicht wesentlich dazu beitragen, das Land aus der Armut zu befreien, es wirklich zu entwickeln? Tatsache ist, dass Frankreich seit der Unabhängigkeit das Monopol auf den Abbau von Uran in Niger hält, um seine Atomkraftwerke zu betreiben, und sogar einen Teil davon an andere EU-Länder verkauft. Laut RFI: Fast 40 Jahre lang hatte Frankreich das Monopol auf den Uranabbau in seiner ehemaligen Kolonie Niger, sieht sich nun aber der Konkurrenz aus China und Kanada gegenüber.
Es gibt genügend Beweise dafür, dass die „demokratische“ Regierung in Niger externen Kräften unterworfen ist. Was nützt einem Land die Demokratie, wenn es keine Arbeitsplätze schaffen und seine Bevölkerung nicht ernähren kann? Frankreich und seine europäischen Partner, die in den Genuss des nigrischen Urans kommen, schicken dem Niger armselige Summen als Entwicklungshilfe, die in den Taschen der so genannten demokratisch gewählten Regierung auf Kosten der Bevölkerung landen. Das Geld, das für Militäroperationen in der Sahelzone ausgegeben wird, könnte für die Schaffung von Fabriken verwendet werden, die der Jugend Perspektiven und ein besseres Auskommen bieten. Aber das ist nicht die Priorität der ausländischen Streitkräfte. Sie sind nicht im Niger, um das Leben der Menschen in Niger zu verbessern. Sie sind im Niger, um die natürlichen Ressourcen für ihre eigenen Länder zu sichern.

ECOWAS, unterstützt von der EU und den USA, beabsichtigt, in Niger militärisch zu intervenieren
Afrikanische Länder sind seit ihrer Unabhängigkeit in alle möglichen Konflikte verwickelt, weil sich das Ausland in ihre politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten einmischt. Warum sollte es eine militärische Intervention in Niger geben? Die Menschen in Niger sind auf die Straße gegangen, um die Absetzung der unfähigen Regierung zu unterstützen, die der Bevölkerung nichts gebracht hat. Und nun wollen Ausländer kommen und dieselbe Regierung mit Gewalt wieder einsetzen. In wessen Interesse handeln sie?
Wenn irgendjemand wirklich das Interesse des nigrischen Volkes im Auge hat, ist es sicherlich wichtig, sein Streben nach Befreiung von den Regierungen zu respektieren, die es seit 60 Jahren in Armut gehalten haben.
Nigeria, laut Presseberichten, ist bereit, sein Militär in den Kampf nach Niger zu schicken. Vielleicht sollte Abuja zuerst die Probleme mit Boko Haram im eigenen Land lösen, bevor es seine Nase in Nigers Angelegenheiten steckt.

Der Präsident von Côte d’Ivoire, Alassane Ouattara, führte einen zivilen Staatsstreich durch, indem er die Verfassung des Landes änderte, um für eine dritte Amtszeit kandidieren zu können. Wo waren die Ecowas und die EU da mit ihren Sanktionen? Im Tschad gab es einen Militärputsch, aber Frankreich und sein Präsident Emmanuel Macron waren die ersten, die Mahamat Idriss Déby Itno gratulierten. Was ist der Unterschied zwischen dem Militärputsch im Tschad und dem Militärputsch in Niger?
Vergessen wir nicht, was in vielen afrikanischen Ländern seit der Erlangung ihrer Unabhängigkeit geschehen ist: Frankreich und seine Verbündeten haben einen Staatsstreich nach dem anderen inszeniert (Thomas Sankara, Patrice Lumumba, Modibo Keita, Sylvanus Olympio und weitere), um Staatschefs einzusetzen, die sie kontrollieren konnten. Welchen moralischen Grund haben sie nun, mit der Hand auf Niger zu zeigen?

Hungrige Menschen können Demokratie nicht essen
Wenn eine Regierung, die an der Macht ist, nicht in der Lage ist, die Grundbedürfnisse ihrer Bürger zu befriedigen, welchen Nutzen hat diese Regierung dann für ihr Volk? Nach welchen Kriterien beurteilen wir eine effektive Regierung? Hat Nigers Regierung für die Menschen gesorgt? Nein!
Es ist höchste Zeit, dass die afrikanischen Völker selbst bestimmen, welche Arten von Regierungsstrukturen ihren Wünschen am besten gerecht werden. Das wird so lange der Fall sein, wie diese Strukturen wahrscheinlich funktionieren und zu wirtschaftlichem Fortschritt in diesen Ländern führen.
Die Scheindemokratie hat die Afrikaner im Stich gelassen! Wie jedes andere Volk brauchen auch die Afrikaner Hoffnung und echte Perspektiven für ihr Leben. Es ist an der Zeit, nach alternativen Regierungssystemen Ausschau zu halten.

Wie man so schön sagt: Alle Wege führen nach Rom. Und übrigens, warum sollten externe Kräfte dem afrikanischen Volk vorschreiben, welchen Weg es einzuschlagen hat? Sollen die Afrikaner doch ihre eigenen Fehler machen und aus ihnen lernen. Die Afrikaner brauchen Regierungsstrukturen, die ihre Kulturen, Traditionen und ethnische Vielfalt widerspiegeln.
Die Ironie der gegenwärtigen Situation besteht darin, dass der Westen den afrikanischen Ländern ihre Ressourcen entzieht und inkompetente Regierungen unterstützt, die die Mehrheit der Bevölkerung in Armut halten. Doch es sind dieselben Leute, die sich weigern, der afrikanischen Jugend die Visa zu geben, die sie braucht, um in Würde nach Europa zu reisen. Warum sollten fremde Länder überall auf dem afrikanischen Kontinent Militärstützpunkte haben? Es ist an der Zeit, diese Militärstützpunkte abzubauen und die Menschen in Afrika in Ruhe zu lassen. Der Wind der Veränderung weht!

Veye Tatah
Herausgeberin, Africa Positive Magazin