Afrika in der aktuellen geopolitischen Lage

In den letzten drei Monaten fanden zahlreiche Aktivitäten und Konferenzen statt, bei denen die afrikanischen Länder im Mittelpunkt standen. Der BRICS-Gipfel, der Commonwealth-Gipfel und der China-Afrika-Gipfel. Der 91-jährige Präsident von Kamerun Paul Biya war fast 49 Tage lang verschwunden und die Bevölkerung suchte überall nach ihm. Einige seiner Minister gingen sogar so weit, die Presse zu bitten, nicht über den Gesundheitszustand des Präsidenten zu sprechen. „Glücklicherweise“ kehrte er gesund und munter nach Hause zurück, ohne seinem Volk eine Erklärung abzugeben. Ein Meister der Demokratie in Afrika!

Namibias Visabestimmungen
Die namibische Regierung hat eine neue Visumspflicht für EU-Länder, Großbritannien, Kanada und die USA angekündigt. Ab April 2025 wird für die Einreise ein Visum erforderlich sein. Das bedeutet, dass die neuen Visabestimmungen Bürger aus all den Ländern betreffen, die von Inhabern namibischer Pässe ein Visum verlangen. „Namibia hat den Staatsangehörigen verschiedener Länder Gesten des guten Willens und eine günstige Behandlung angeboten. Doch trotz dieser Bemühungen haben einige Länder dies nicht erwidert“, erklärte das namibische Einwanderungsministerium im Mai (BBC). „Angesichts dieser Ungleichheit hat die Regierung es für notwendig erachtet, eine Visumspflicht einzuführen, um Gleichheit und Fairness im diplomatischen Verkehr zu gewährleisten.“ Aber diese Besucher können ihr 90-Tage-Visum, das 90 Dollar kostet, bei ihrer Ankunft in Namibia kaufen – im Gegensatz zu den lästigen Anforderungen, die an Inhaber afrikanischer Pässe gestellt werden, welche ihr Visum vorher beantragen müssen.
Das Schlimmste ist, dass viele afrikanische Staatsbürger die volle Visumgebühr bereits zahlen müssen, wenn sie ihre Dokumente bei den Botschaften einreichen. Die weitaus meisten Visumanträge werden abgelehnt, aber die Visumgebühr wird nicht zurückerstattet. Das ist Ausbeutung der Afrikanerinnen und Afrikaner. In dem BBC-Artikel heißt es, dass laut der Beratungsfirma Henley and Partners im Jahr 2022 sieben der zehn Länder mit den höchsten Ablehnungsquoten für Visa afrikanischer Länder im europäischen Schengen-Raum lagen. Und Visa für den Schengen-Raum, die USA und Kanada sind für Inhaber afrikanischer Pässe alles andere als billig. Die Europäische Union hat im Jahr 2023 mehr als 53 Millionen EUR (58 Millionen $; 45 Millionen £) für abgelehnte Visumanträge aus afrikanischen Ländern eingenommen, so ein aktueller Bericht des Lago Collective, eines Think-Tanks mit Schwerpunkt Migration. Im Juni 2024 wurde der Preis für Schengen-Kurzzeitvisa von 80 € auf 90 € für Erwachsene erhöht. Im Oktober 2023 stieg die Visagebühr für das Vereinigte Königreich von 100 £ auf 115 £.
Die Art und Weise, wie Afrikaner in den verschiedenen Botschaften behandelt werden, ist immer sehr erniedrigend. Es spielt keine Rolle, ob man geschäftlich, zum Studium oder zu einem Besuch reist, jeder wird wie ein Verdächtiger behandelt, der reisen und nicht zurückkehren will. Normalerweise sollten alle afrikanischen Länder die gleichen strengen Verfahren und Visagebühren einführen, die die EU und andere westliche Länder von den Afrikanern verlangen. Die afrikanischen Länder müssen für die Rechte ihrer Bürger eintreten. Respekt und Fairness müssen auf Gegenseitigkeit beruhen.

BRICS-Gipfel in Kasan
Präsident Wladimir Putin führte den Vorsitz beim BRICS-Gipfel in Kasan. Sein Schwerpunkt lag auf der „Förderung des gesamten Spektrums der Partnerschaft und Zusammenarbeit im Rahmen des Verbandes in drei Schlüsselbereichen – Politik und Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen sowie kulturelle und humanitäre Beziehungen“. Die BRICS-Mitglieder sind auf der Suche nach Partnerschaften, von denen ihre Länder auf einer Win-Win-Basis profitieren können. Wie berichtet wurde, haben viele Länder ihre Bewerbungen um die Aufnahme in die Gruppe eingereicht. Es scheint, als hätten viele der Länder die Nase voll von der unfairen Behandlung, die sie von den USA, der EU und ihren Verbündeten erfahren haben. Das Mobbing, die Erpressung und die Einmischung in die inneren Angelegenheiten vieler Länder haben zu dem Wunsch geführt, den BRICS beizutreten. Ich bin der Meinung, dass die USA und ihre Verbündeten dies zum Anlass nehmen sollten, ihre Haltung gegenüber anderen Nationen zu überdenken. Sie sollten dies als eine Chance sehen, ihre Beziehungen zu diesen Ländern zu korrigieren und eine echte und faire Partnerschaft aufzubauen. Ihre Absicht, Russland und Putin wegen des Ukraine-Krieges zu isolieren, ist völlig gescheitert. Vielleicht ist es höchste Zeit, die Sanktionen zu beenden, die die Wirtschaft in einigen europäischen Ländern zerstören. Hochmut kommt vor dem Fall – es ist nie zu spät, eine Politik zu ändern, die nicht funktioniert.

Commonwealth Forderungen
Der Commonwealth-Gipfel der ehemalige britischen Kolonien, der auf Samoa stattfand, veröffentlichte ein Kommuniqué, in dem ein Dialog über Wiedergutmachungsgerechtigkeit gefordert wurde. Die 55 Commonwealth-Staaten riefen zu Gesprächen über Wiedergutmachungsgerechtigkeit in Bezug auf den transatlantischen Handel mit versklavten Afrikanern und die Versklavung von Menschen auf. Dabei waren sie sich einig, dass die Zeit für ein sinnvolles, wahrheitsgemäßes und respektvolles Gespräch über die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft auf der Grundlage von Gerechtigkeit gekommen ist. Das Gespräch muss sich auch auf die Kolonialisierung der afrikanischen Länder erstrecken. An nicht-schwarze Menschen wurden Entschädigungen gezahlt, aber wenn es um Menschen afrikanischer Abstammung geht, behaupten die ehemaligen Sklavenhalter und Kolonisatoren immer, dass „alte Wunden nicht aufgerissen werden sollten“. Menschen afrikanischer Abstammung müssen in diesen Fragen zusammenstehen.
Liebe Leserinnen und Leser, diese Ausgabe bietet Ihnen eine Reihe von Themen, die ein wenig Licht in die Geschehnisse auf dem afrikanischen Kontinent und in der Diaspora bringen. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Veye Tatah