Die politische Landschaft im Wandel

Ein alleiniger Wechsel der politischen Führung eines Landes ohne eine grundlegende Umstrukturierung des zerrütteten politischen Systems wird die Hoffnungen der Menschen nicht erfüllen.

Der Fortschritt des Internets und der sozialen Medien hat viele Menschen in allen Ecken der Welt aufgeklärt, selbst in abgelegenen Dörfern. Die Verbreitung von Informationen und Bildern hat den Menschen die Augen geöffnet, um zu sehen, wie das Leben in anderen Ländern aussieht. Dieses Phänomen hat die afrikanische Jugend in ihrem Bestreben bestärkt, die Situation in ihren Ländern zu verändern. Wir müssen anerkennen, dass jeder Mensch gerne ein gutes Leben führen und grundlegende Erleichterungen wie Gesundheitsfürsorge, Bildung und auch eine Einkommensquelle genießen möchte. Wenn man sich die Situation in einigen afrikanischen Ländern anschaut, sind die meisten dieser Probleme von den Regierungen nicht angemessen angegangen worden. Und es scheint nun so, als wolle die junge Generation den Status quo nicht beibehalten.

Neben dem Mangel an Erfüllung der Grundbedürfnisse gibt es noch weitere Faktoren, die das Leben für die Mehrheit der Bevölkerung erschweren. Einige der politische Systeme bieten dem Volk keine Sicherheit, die Behörden unterdrücken die Masse, es gibt kein unabhängiges Justizsystem, die wirtschaftlichen Aktivitäten im Land werden nicht gefördert, sondern durch Korruption und fehlende Transparenz behindert, eine ethnische Gruppe besetzt alle Regierungsämter des Landes oder das Volk kann seine Regierung nicht an der Wahlurne abwählen.
Die Bürger eines Landes, das sich in einem solchen Dilemma befindet, sind gezwungen, auszuwandern, zu resignieren oder zu protestieren. Doch der Protest wird meist von einer brutalen Unterdrückung durch die Machthaber begleitet. Ach so, was tun?

Wenn die Frustration groß ist und die Menschen an die Wand gedrückt werden, müssen sie nach alternativen Wegen suchen, um ihre derzeitige Situation zu ändern.
Das ist einer der Gründe, wieso es in jüngster Zeit in einigen afrikanischen Ländern Staatsstreiche gegeben hat. Bevor wir dies verurteilen, müssen wir uns auch die innenpolitische Situation in den einzelnen Ländern anschauen.

Nun, ich bin der Meinung, dass die Menschen ein Mitspracherecht haben müssen, wer sie regiert und wie die Angelegenheiten des Staates umgesetzt werden. Ein Regierungswechsel, bei dem nur der Präsident und seine Minister ausgetauscht werden, wird die grundlegenden Probleme, warum diese Regierungen nicht gut funktioniert haben, nicht lösen. Die neuen Leute, die mit denselben alten Strukturen an die Macht kommen, werden sich auf lange Sicht genauso verhalten wie die alte Regierung, die sie verjagt haben.
Deshalb halte ich es für dringend notwendig, dass sich die Vertreter der verschiedenen Volksgruppen zusammensetzen, das gegenwärtige System neu bewerten und feststellen, welche Änderungen vorgenommen werden müssen. Um funktionierende politische Systeme zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden, bedarf es auch der Analyse all dessen, was bisher geschah. Und vor allem müssen diese neuen Systeme integrativ sein.

Länder mit noch vorhandenen politischen Systemen aus der Kolonialzeit müssen sich grundlegend neu ausrichten. Derart altertümliche und ineffektive System können die Interessen der Masse leider nicht mehr bedienen – nur die jeweilige sogenannte Elite einer Nation profitiert davon.
Die Scheindemokratie hat die Afrikaner im Stich gelassen! Wie jedes andere Volk weltweit benötigen auch die Afrikaner Hoffnung und echte Perspektiven für ihr Leben. Es ist daher an der Zeit, nach alternativen Regierungssystemen Ausschau zu halten.

Es ist nun unerläßlich, dass die afrikanischen Völker selbst bestimmen, welche Arten von Regierungsstrukturen ihren Wünschen am besten gerecht werden. Dieser Auswahlprozeß wird so lange dauern, bis diese Strukturen wahrscheinlich funktionieren und zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Fortschritt in diesen Ländern führen.
Die afrikanischen Länder brauchen integrative politische Systeme, die ihre Umgebung, ihre Traditionen und ihren Glauben widerspiegeln. Ein Land ohne Krieg und ohne Freiheit, in dem die Bevölkerung unterdrückt wird, ist nicht friedlich und kann für ausländische Direktinvestoren daher auch nicht attraktiv sein. Die künftigen Regierungen dieser Länder müssen ihre Prioritäten richtig setzen, indem sie ein günstiges Umfeld schaffen, in dem die Rechte ihrer Bürger geachtet werden und das Wirtschaftswachstum für das Land und den Einzelnen gefördert wird.

Liebe Leserinnen und Leser, ungeachtet der Herausforderungen auf dem Kontinent haben wir immer noch etwas zu feiern. Wir laden Sie ein, mit uns unser 25-jähriges Bestehen zu feiern. Nochmals vielen Dank für das Interesse, das Sie unserer Arbeit entgegenbringen. Wir hoffen, Sie am 18. November in Dortmund zu sehen. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß mit den verschiedenen Artikeln, die wir in dieser Ausgabe zusammengestellt haben.

Veye Tatah